Der Orden

Der Orden – Gottsuche in Gemeinschaft

Von den Anfängen in der Wüste bis zur Zisterzienserinnen-Abtei Marienkron

„Kommt und seht“ – dieser Einladung Jesu folgen bis heute Menschen, die sich mit ganzem Herzen dem geistlichen Leben verschreiben. Auch die Gemeinschaft in Marienkron steht in dieser langen Tradition der Gottsuche: verwurzelt im benediktinischen Erbe, geprägt von der zisterziensischen Reformbewegung, getragen vom Wunsch, Gott im Hören, im Gebet und in der Gemeinschaft zu begegnen.

Benediktinische Wurzeln & Rückkehr zum Ursprung: Die Zisterzienser

Benedikt von Nursia, geboren um 480 in Umbrien, gilt als Vater des abendländischen Mönchtums. Seine „Regel“ entstand aus der eigenen geistlichen Erfahrung und dem Wunsch, ein Leben im Gleichgewicht von Gebet und Arbeit – ora et labora – zu führen. Die benediktinische Spiritualität stellt das Wort Gottes ins Zentrum und schafft einen Raum, in dem Gemeinschaft und individuelle Entwicklung gleichermaßen Platz finden. Sie beginnt mit einem Aufruf, der bis heute Gültigkeit hat:
„Höre […] und neige das Ohr deines Herzens.“

Im Jahr 1098 gründen Robert von Molesme und 21 Mitbrüder das Kloster Cîteaux – als bewussten Neuanfang. Sie wollen die Benediktsregel in ihrer ganzen Klarheit und Strenge leben. Die Zisterzienser kehren zurück zur Einfachheit: einfache Kleidung, klare Architektur, körperliche Arbeit, klösterliche Stille. Diese Rückbesinnung verleiht dem Orden neue Kraft – sichtbar nicht zuletzt in der Art, wie sie unfruchtbares Land in lebendige Lebensräume verwandeln.

Mit dem Eintritt des 22-jährigen Bernhard von Fontaines beginnt der eigentliche Aufstieg des Ordens. Bernhard gründet das Kloster Clairvaux, inspiriert Hunderte, verbreitet die zisterziensische Lebensweise in ganz Europa – und entdeckt Gott neu: nicht als Richter, sondern als Liebe.

Sein bekanntes Zitat zum Hohenlied drückt seine tiefste Überzeugung aus:
„Etwas Großes ist die Liebe, aber nur wenn sie zu ihrem Urgrund zurückkehrt […].“

Zisterziensische Spiritualität heute

Auch in Marienkron lebt die Gemeinschaft der Schwestern heute nach der Regel des heiligen Benedikt – geprägt vom Geist der Zisterzienser.
Das tägliche Leben ist eingebettet in einen Rhythmus aus Stille, Gebet, Arbeit und Gemeinschaft. In einer Welt, die oft von Tempo, Reizüberflutung und Leistungsdruck bestimmt ist, schafft das klösterliche Leben einen Raum der Entschleunigung und der inneren Sammlung.

Hier wird nicht nur eine jahrhundertealte Tradition lebendig gehalten – sie wird Tag für Tag neu gelebt. Die benediktinisch-zisterziensische Spiritualität zeigt sich in gelebter Einfachheit, gegenseitiger Achtsamkeit und der Bereitschaft, jedem Menschen mit Offenheit und Gastfreundschaft zu begegnen. Marienkron steht damit auch heute für einen Ort der Suche und des Ankommens – offen für alle, die mehr Tiefe, Sinn und Verbundenheit im Leben entdecken möchten.

Gedanken zu unserem Wappen

„M mit Krone“: Marienkron trägt seinen Namen zur bleibenden Erinnerung an die Verkündung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (1950) und an das Marianische Jahr 1954. Die mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommene Gottesmutter ist das Vorbild unserer ganzmenschlichen zukünftigen Erlösung.

„Geöffneter Stacheldraht“: Von seiner Lage her, dicht am ehemaligen Eisernen Vorhang, ist Marienkron eine Kontaktstelle zum Osten. Sein Gründungsauftrag, eine Gebetsstätte am Eisernen Vorhang zu sein, wird nun im weiteren Sinn verstanden und neu aktualisiert:
Als Gebetsstätte im äußeren Osten Österreichs tritt Marienkron für die in vielen teilen der Welt verfolgte Kirche ein; darüber hinaus für alle Menschen, die Opfer von Unterdrückung, Benachteiligung und Gewalt sind; besonders aber für Frieden und Einheit in der politisch veränderten Landschaft Europas wie in der ganzen Welt.

„Schachbrettmuster“: Das Schachbrettmuster entstammt dem Wappen des heiligen Bernhard. Es soll an die Erhebung Marienkrons zur Abtei in seinem Jubiläumsjahr 1991 erinnern und ein Zeichen der Dankbarkeit sein.

Geschichtsdaten

1955 kamen auf Anregung vom Stift Heiligenkreuz sechs Zisterzienserinnen aus dem bayrischen Kloster Seligenthal in Landshut nach Mönchhof mit dem Auftrag, hier eine Gebetsstätte zu gründen. Die Unterkunft war zunächst im Pfarrhof. Die erste Priorin war M. Paula Gmach.

20.10.1957
Grundsteinlegung für das neue Kloster

07./08.12.1958
Einweihung der Kirche und des Klosters

15.08.1959
Erhebung zum selbstständigen Priorat

Ab 1960
Neben Landwirtschaft und Geflügelzucht auch Gästebetrieb

29.06.1967
Wahl von Sr. M. Rosaria Golsch zur zweiten Priorin

25.10.1967
Einweihung des Kurhauses

 

1979
Erweiterung der klosterkirche, Einbau der Orgel und der Glasfenster

1989
Fall des Eisernen Vorhangs

21.03.1991
Erhebung zur Abtei

1991
Wahl und Benediktion der ersten Äbtissin M. Rosaria Golsch

07.10.2001
Wahl von Sr. Mirjam Dinkelbach zur zweiten Äbtissin

01.02.2011
Einsetzung von Äbtissin em. M. Ancilla Betting aus Oberschönenfeld zur Priorin Administratorin

2012
Gründung des Fördervereins von Marienkron

2012 – 2017
Sanierung des Klosters und Zubau

31.03.2023
Kurhaus neuer Eigentümer – Land Burgenland

12.06.2023
Sr. M. Immaculata Steiner wird als Priorin Administratorin eingesetzt

Spuren der Zeit – gelebte Geschichte in Bildern